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Freitag´Spät: Das „Mälzer-Buch der 7 Siegel“ Zertifikate, Qualitätssiegel & Co. sind wie „Falschgeld“ im Umlauf …#9 von 100

18.09.2020

Ein Meinungsbeitrag #9 von 100

Behaupten ist ja heute eine Religion. Man behauptet dieses, man sagt jenes, Hauptsache es entspricht dem Wunsch des Rezipienten. Wird dann etwas geprüft kann man immer noch dafür sorgen dass es passt, wenn es trotzdem nicht passt, wird es halt passend gemacht. Wofür gibt es schließlich Zertifikate, Urkunden, Prüfsiegel, Qualitätssiegel, Nachweise, Testate, ja wofür eigentlich?

Die ganzen „Klebe-Plaketten“, bieten auf den ersten Blick die einzigartige Kombination von Prüfung des Managementsystems für Produktsicherheit, für die Verfahrensabläufe mit manchmal sogar Produktanalysen und vielleicht sogar noch „echten“ Betriebsbegehungen, nennen diese „Fuzzis dann Audit“, vorher waren die bei einem 1-Frau-Floristen, einem 2-Mann-Metzger, oder einer Backstube zur „Auditierung“. Ach-Gott was hab ich für ein schönes Leben, überall gibt´s Schnittchen, denn Kohlenhydrate lassen das Blut vom Hirn in den Magen wandern. Zurück zum Thema, obwohl wir es gar nicht verlassen haben.

Durch den Kontakt von „QS-GQ-Tolle-Sachen und Co.-Troll-Auditoren“ und die möglicherweise inkludierten Vertragslabore können sogar Prüfpläne optimal an die Gegebenheiten, Wünsche kostenextensiv angepasst werden. ;-) wenn sie wissen was ich meine.

Berücksichtigt werden sollen dabei spezielle Risiken der Rohstoffe, der Lieferanten, des Herstellungsprozesses der Auswahl und Herkunft der Rohstoffe und Lieferanten sowie der Endprodukte.

Diese Pseudo-Zertifikate & Co stützen somit Aussagen einer hohen Lebensmittelqualität. Die Siegel & Co. demonstrieren also vordergündig die offenherzige, transparente Bereitschaft zur Prüfung durch eine natürlich Gewinnorientierte „neutrale, behördenähnliche Stelle“ und schaffen dadurch unterschwellig Vertrauen bei ahnungslosen Kunden. Produkte im B2C erzielen ungerechtfertigter Weise erhöhte Aufmerksamkeit am Point-of-Sale (PoS). Im Bereich B2B sind sie teils schlicht irrige Voraussetzung zur Lieferung innerhalb der Supply-Chain. Die Fake-Testate & Co. steigern dann sogar die Bekanntheit des Unternehmens und stärken auch die Marke. Ferner sind die dehnbaren Urkunden & Co. oft Grundlage für eine ausgefeilte Marketing-Kampagne auf Basis des Gummi-Prüfzeichens & Co.

Der Wert dieser „scheinheiligen Bescheinigungen“ liegt oft im Bereich der Herstellungskosten von Falschgeld (Idee/ Umsetzung/ Verwaltung/ Papier/ Druck/ Verbreitung kostet ja schließlich auch was)

Ein schönes Beispiel hierzu sind die „ausgefeilten“ Prüfsiegel mit regionalem Anspruch, die es in nahezu jedem Bundesland gibt, sei dies nun geprüfte Qualität Baden-Württemberg, geprüfte Qualität Schleswig Holstein, oder Gutes aus Hessen, oder sonst ein sinnbefreites Label für einen „Landstrich“ der sich regional abgrenzen oder von den Nachbar-Bundes-Ländern meint absetzen zu müssen.

Da geht es dann hauptsächlich darum: liegt der Lieferant im genannten Bundesland/regionalen Landstrich, ist der Betrieb auch System-Teilnehmer (Zahler! Sonst nix Teilnehmer!), wo kommt der Rohstoff her, wurde der bäuerliche Betrieb erfasst, wurden Schlagkarteien geführt, stimmen die Mengen im Anbau zur Fläche, wurden die Düngeempfehlungen eingehalten, welche Spritzmittel wurden eingesetzt…

Das System (privatrechtlich organisiert) kassiert für Teilnahme, „Prüfung“ und „Zertifikatserteilung“, es hat also Kunden, alle „Systemteilnehmer“ sind somit Kunden, wer verscherzt es sich schon mit seinen Kunden.

In der Mälzerei werden dann viele „Papierlisten geprüft“ ob die Waren-Eingänge, Lagerungen und Lieferungen zu den gemeldeten/kontrahierten Mengen passen. Das war´s. Das ist die Prüfung auf Treu und Glaube.

Manchmal passt ja alles, kann mal sein, im Regelfall passt es aber nicht, weil die Rohstoffmenge nicht geliefert wurde, weil schon beim Landwirt Ware getauscht, oder gemischt wurde, weil während der Lagerung auf Grund von Lagerkapazitäten Mengen aus BW mit Mengen aus H oder GB, oder FR zusammengelegt werden mussten, weil das Malz nicht die Qualität hatte die der Kunde wünscht, weil die Gerste am Ende der Kampagne gar nicht mehr vorhanden ist, weil, weil, weil…

Tja, und so wird aus einer Schleswig-Holsteiner „Küstenbraugerste“ eine „Sachsen-Anhalter Goldene Aue“, oder eine dänische „Dansk-Bygg“, aus einer „Rheinhessischen feinsten Sommerbraugerste“ wird dann eine „britische Countryside-Barley“ und aus einer „Kraichgaus feinste Spelze“ eine „französische Champagnergerste“. Hört sich doch aber auch alles ganz schön an, oder?

Mehr dazu im Buch auf fast 20 Seiten zu Zertifikaten, Urkunden, Prüfsiegel, Qualitätssiegel, Nachweise, Testate…Da kann jeder noch was lernen, sogar Donald Trump und der ist schließlich der "Erfinder" der alternativen Fakten. Selbst das ist aber "Fake-News", denn alternative Fakten sind ja nur gewollte Standpunktdarstellungen "Glas halb voll, Glas halb leer" oder "die Mehrheit hat xy gewählt, nur 49% die Alternative" hört sich doch anders an als "fast 50% hätten die Alternative gewählt, es war die denkbar knappste Mehrheit". Das lesen wir täglich genau so in der Zeitung, oder in Testaten, Ukunden und Siegeln.

Na, dann Prost, ist ja schon Freitag-Spät! Ich mein ja bloß...

Die "starker-Tobak-Meinungs-Kolumne" zum Freitag-Feierabend-Bier!

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